Nachdem am 18. Dezember 1998 im Bouser Röhrenwerk das letzte Rohr gewalzt worden war, standen die Produktionsanlagen still und rosteten einem ungewissen Schicksal entgegen. Anfang 2004 sollte das letzte verbliebene Pilgerwalzen-Gerüst verschrottet werden. Es stammt vermutlich aus der Zeit zwischen 1907 und 1920 und war zum Walzen von Gussröhren bis zu einem Außendurchmesser von 406 mm ausgelegt. Das Gesamtgewicht des Gerüsts einschließlich der beiden Pilgerwalzen und sonstiger Zubehörteile beträgt ca. 65.000 kg.
Auf Anregung von Vorstandsmitglied Rainer Ladwein ergriff der Berg- und Hüttenarbeiterverein "St. Barbara Bous" e.V. in der Vorstandssitzung am 15. Mai 2003 die Initiative, die Pilgerwalze vor der Verschrottung zu retten und als Industriedenkmal im Gedenken an die über hundertjährige Röhrenproduktion in Bous aufzustellen. Gleichzeitig wurde Rainer Ladwein mit der Projektkoordination seitens des Vereins beauftragt.
Nachdem am 16. Februar 2004 Herr Dr. Günter Schmeiduch dem BHV die kostenlose Übergabe des Walzengerüstes zugesagt hatte und am 15. Oktober 2004 die erforderlichen Demontagekosten von der "Industriekultur Saar" übernommen wurden, konnte mit den fortführenden Arbeiten begonnen werden:
Dank einer großzügigen Spende durch die Fa. EUROPIPE aus Mülheim konnte die letzte Finanzierungslücke geschlossen werden. Die restlichen Kosten wurden durch die Gemeinde, den BHV und sonstige Sponsoren gedeckt.
Bei der Einweihung am 12. Juni 2009 hatten sich neben zahlreichen Bouser Bürgern, Vereins- und Parteivertretern auch etliche Ehrengäste am Industriedenkmal eingefunden. Die Feier wurde durch den MGV Concordia Bous mit einem Liedvortrag musikalisch eröffnet. Anschließend begrüßte Bürgermeister Stefan Louis die anwesenden Gäste.
Hans-Werner Gauer, Geschäftsführer der Fa. EUROPIPE, sagte in seiner Rede, der Grund sich als Sponsor an den Erstellungskosten des Denkmals zu engagieren, die Verbundenheit mit seiner Heimat und die Erhaltung deren Industriegeschichte sei.
Den geschichtlichen Hintergrund der Fa. Mannesmann und den des jetzigen Industriedenkmals erklärte im Anschluss Professor Dr. Horst A. Wessel, Chefarchivar der Fa. Mannesmann.
Der 1. Vorsitzende des BHV, Rainer Ladwein, bedankte sich bei allen, die zur Realisierung des Projekts ihren Beitrag geleistet hatten. Dann erläuterte er in chronologischer Reihenfolge die einzelnen Schritte und Tätigkeiten zur Rettung des Walzengerüsts vom letzten Einsatz 1998 bis zur Einweihung des Denkmals im Jahr 2009.
Als Abschluss der Feier erfolgte die kirchliche Einsegnung des Denkmals durch Dechant Heinz Haser und Pfarrerin Andrea Sattler.
Übergabe der Infotafel "Pilgerwalze" am 15. März 2013
Am 15. März 2013 wurde im Beisein der Trachtenträger des Vereins, Ehrengäste und auch Bouser Bürgerinnen und Bürger neben dem Industriedenkmal "Pilgerwalze" eine Informationstafel aufgestellt und offiziell ihrer Bestimmung übergeben.
Hier erfahren Besucher alles Wissenswerte über die Geschichte des weltweit ersten Mannesmann-Röhrenwerkes in Bous (1886 - 1998) und über das Produktionsverfahren zur Herstellung von nahtlosen Rohren.
BHV-Vorstandsmitglied Klaus Kuhn, Mitarbeiter der Grundstücksgesellschaft der Stahlwerke Bous GmbH, hat sich dankenswerterweise dafür eingesetzt, dass eine für die Informationstafel benötigte Standkonsole aus Metall angefertigt wurde. Die Kosten hat das Stahlwerk Bous übernommen.
Das Industriedenkmal am Ortseingang von Bous in unmittelbarer Nachbarschaft des Caritas-Seniorenheims"Haus Bergfriede" soll auch durch eine Beleuchtungs-anlage ins rechte Licht gerückt werden.
Bürgermeister Stefan Louis und Landrat Patrik Lauer lobten das Engagement des BHV und versprachen auch weiterhin Unterstützung, beispielsweise beim Aufstellen von innerörtlichen Wegweisern.
Bei den Gästen herrschte Einvernehmen darüber, dass dem Industriedenkmal "Pilgerwalze" eine besondere Bedeutung für die Industriegeschichte der Gemeinde und in der Region zuerkannt werden muss.
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