Ein Abteufkübel - überliefernswert oder nur ein Relikt aus dem Steinkohlenzeitalter?
Im Bemühen, heimische Industriekultur in den Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit zu rücken, zu definieren und eventuell auch weiter zu vermitteln, hat der Berg- und Hüttenarbeiterverein St. Barbara Bous e.V. jetzt, im zu Ende gehenden Steinkohlenbergbau an der Saar, einen Abteufkübel erworben.
Als Fördergefäß für spezielle Ausrichtungsarbeiten, etwa für das Abteufen von Tages- oder Blindschächten, diente ein Abteufkübel sowohl dem Transport des hereingewonnenen Haufwerks nach über Tage wie auch der Versorgung der Abteufmannschaft Vorort mit den für den Schachtausbau erforderlichen Materialien
Nicht mehr neu aber noch immer in relativ gutem Zustand, dazu zwischenzeitlich von Vorstandsmitglied Günter Scherer fachmännisch überarbeitet und aufpoliert, könnte dieses Bergbaugerät mit seiner Symbolkraft für den Bergbau durchaus geeignet sein, innerhalb der Gemeinde Bous von einem adäquaten Standort aus auf den Beginn (1754) und die Entwicklung einer frühen berggerechten und wirtschaftlichen Gewinnung von Steinkohle aus dem Umfeld unseres Heimatortes hinzuweisen.
Der 1000 Ltr. - Abteufkübel war zuletzt in der Zeit vom 20.01.1995 - 23.01.1997 beim Tieferteufen des Nordschachtes des Bergwerks Saar von der 20. zur 24. Sohle (= 426m) Im Einsatz.
Bis zu einer endgültigen Standortentscheidung hat das herausgeputzte, mit den bergmännischen Symbolen Schlegel und Eisen versehene und mit lebendigem Grün geschmückte Fördergefäß seit Ende Juni 2008 am Anwesen der Familie Scherer in der Hohlstraße einen vorläufigen Standort gefunden.
Etwa zu Beginn der 1960er Jahre kamen Abteufkübel aus Stahl-blech mit einem Fassungsver-mögen von 1000 - 1500 ltr. zum Einsatz. Diese Kübelgrößen waren im Zuge der Ladearbeit von Hand entwickelt worden, allerdings erwies sich ihre Lade- bzw. ihre Wurfhöhe als begrenzt.
Deshalb wurde für die Verladung des Haufwerks durch Greifer Kübel mit größerem Fassungs-vermögen unter Berücksichti-gung des Greiferfüllungsgrades und des Kübeldurchmessers aufeinander abgestimmt. Die Kübel sollten mit möglichst wenigen Hüben gefüllt werden. Beispielsweise füllte ein 500 Liter-Greifer bei 80%igem Füllungsgrad einen 1500 Ltr.-Kübel mit 4 Hüben, ein 300 Liter-Greifer benötigte dazu 6 Hübe. Da Fördergeschwindigkeiten bis zu 15m/sec. möglich waren, konn-ten relativ große Förderleist-ungen erzielt werden:
Bei einer fiktiven Teufe von 1000m, einer mittleren Ge-schwindigkeit von Vm= 10m/sec und einem Zeitzuschlag von je 100sec. für das An- und Abschlagen der Kübel ergibt sich für einen Zug eine Zeit von 3,3 Minuten.
Bis 1955 wurden die losgesprengten Steine mit Schaufeln in den Kübel geladen - eine Qual für die Kumpel, die diese Arbeit verrichten mussten. Später hatte man an einem zweiten Seil einen Bagger (Greifer), der die Arbeit leistete. Wenn der Kübel zu Tage gezogen war, verschloss man den Schacht mit einer Klappe und kippte den Inhalt in einen Bunker.
Da der Kübel zum Kippen und Auswechseln frei beweglich bleiben musste und deshalb keine Führungsösen erhalten konnte, wurde die Führung des Kübels an den Führungsseilen durch den Führungs-schlitten vermittelt, der in der Regel aus Flachstahl hergestellt war und mit vier Augen die Führungsseile umfasste.
Mannschaft, Material, Ziegelsteine und Mörtel wurden ebenfalls damit befördert.
Foto: Camphausen - Göttelborn - Dilsburg
Am 31. Mai 2008 wurde der Abteufkübel nach Bous in die Hohlstraße transportiert.
Seit Juni 2013 ist an der rückwärtigen Mauer am Standort des Abteufkübels in der Hohlstraße eine Info-Tafel angebracht. Die Tafel wurde von unserem Verein gespendet.
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